Das Hirnstübchen
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Reingetappt

Leseprobe

Wir waren in Eile, meine Frau und ich, als ich auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhr, da ihr Termin beim Arzt schon etwas überzogen war. Deshalb ließ ich sie aussteigen und suchte alleine weiter nach einer Parklücke, während sie derweil ins Gebäude hastete. Endlich drückte ich die Fahrertüre in eine Hecke und zwängte mich nach draußen. Rücklings der Karosserie entlang, pirschte ich mich an der stacheligen Bepflanzung vorbei, fand am Kofferraumdeckel etwas Halt, um mehr schlecht als recht den Durchstieg durch die Hecke über eine niedere, aber klitschige Erdböschung zu finden. Die bestand aus weichem Lehm, doch darauf achtete ich nicht, war nur bedacht, meiner Frau schnell in die Praxis zu folgen. So schnaubte ich die Treppe hoch, folgte den Hinweistafeln, und der automatische Türöffner ließ mich beim Klingeln hinein.
Ich eilte auf himmelblauem Teppichvelours Richtung Anmeldung, quer durch die offensichtlich neu renovierte elegante Räumlichkeit, drehte mich dort um meine Achse, um Ausschau zu halten: Kein Mensch war zu sehen – verdammt! – mein erschrockener Blick folgte grausigen, gelblichbrauen, patzigen Tappern, und er stoppte ruckartig an meinem Schuhwerk. Kräftige lehmige Wülste hatten sich über die Schuhsohlen gebogen und den makellosen Velours regelrecht versaut und abgestempelt. Einige Augenblicke dauerte es, bis ich begriffen hatte, dass dies kein Hundekot ist, in den ich getreten war, sondern nur vom lehmigen Ausrutscher am Parkplatz stammen konnte. Was heißt hier nur lehmig? Ein jeder, der diese Sauerei sieht, wird beschwören, das sei tierischer Dreck und so viel Einbildungskraft aufbringen, es obendrein zu riechen. Wie ich feststellte, war mein jetziger Standort besonders arg betroffen, weil er kreisförmig betrampelt war, zum anderen – wer hätte mich hier auf frischem Kot noch sympathisch finden können? Damit macht man keinen guten Eindruck auf die Leute. Was für ein Glück, dass mich niemand gesehen hat!, dachte ich langsamer, als ich mich verdrückte. Bei meiner Flucht treppab hörte ich ahnungsvoll schon eine Auswahl an Sprüchen, welche die Entdecker wohl feilhalten würden:
»Was für ein Saumensch war denn da unterwegs?«
»Ein solches Wildschwein gehört erschossen!« Oder etwa von der Reinigungskraft:
»Diese unverschämte Person könnte ich erwürgen ...«
Welch ein Reigen erregter Ausrufe wird oben folgen? Gemeinerweise wollte sich beim Davonlaufen keinerlei Reue einstellen; vielmehr prusteten unterdrückte Lacher nach oben. Schadenfreude? Keine Ahnung, wieso einem bei derartigem Malheur der Schalk zwickt.
»Du bist ja ein Riesenferkel«, nannte mich spöttisch meine Gattin, die ihre Entdeckung mit Arzthelferin und Doktor teilen durfte. Man mag mich für einen Feigling halten, aber den Namen der Kleinstadt verrate ich nicht! Die Leute der Praxis haben den Dreckbären gewiss nicht vergessen, und ich käme leicht in Lebensgefahr, falls von denen jemand zufällig das hier liest. Denkfehler! Himmel!, die kennen mich ja dann ...

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